Dienstag, 23. September 2008

Hypnotherapie 6

Fortsetzung von Hypnotherapie 5

Utilisation (engl.: Nutzbar machen)
Der Therapeut passt die Therapie grundsätzlich den Möglichkeiten des Klienten an. Dazu werden die Worte und Begriffe, die er benützt, seine Werte, sein Stil zu denken, zu fühlen und mit anderen umzugehen soweit wie möglich genutzt. Dazu gehört unter anderem mal ihm im Gespräch zu folgen ("Pacing") und mal ihn zu führen ("Leading"), die Einbettung unvorhergesehener Reaktionen, die Umdeutung scheinbarer Hindernisse sowie Lösungen 2. Ordnung.

Minimale strategische Veränderung
Veränderungen werden an der Stelle eingeführt, wo der geringste Widerstand zu erwarten ist. Eine geringfügige Veränderung an strategisch richtiger Stelle kann ausreichen, um das ganze Gebäude der Problemerhaltung zu erschüttern und eine Neuorganisation auszulösen.

Destabilisierung
Um dem Klienten eine Veränderung zu erleichtern, kann es unter Umständen hilfreich sein, durch ein Moment der Verwirrung ein eingefahrenes Denkmuster zu erschüttern. Dadurch werden Umstrukturierung, kreative Problemlösungen und die Aufnahme neuer Informationen erleichtert.

Beiläufigkeit
Die für die Veränderung wichtigen Suggestionen werden beiläufig geäußert (indirekt, sinnbildlich, eingestreut, anekdotenhaft usw.). Sie werden auch dann registriert, wenn sie nicht bewusst wahrgenommen werden und entgehen jedoch so eher der kritischen Analyse durch unter Umständen überflüssig gewordene Denkgewohnheiten. Es wird angenommen, dass das Individuum unbewusst über die Nützlichkeit beiläufig aufgenommener Information entscheidet.

Bahnung / Vorprägung
Hinweise, Suggestionen und Vorstellungen (z.B. das Wort "Hase") werden mit größerer Wahrscheinlichkeit (auch unterschwellig) aufgenommen, wenn sie phonetisch (klanglich, bei dem genannten Beispiel durch das Wort "Haare") oder im Satzsinn (durch das Wort "Kaninchen") oder durch Bilder, Gleichnisse oder Zusammenhänge gebahnt sind (priming oder seeding).

Unterbrechung gewohnter Muster
Denk-, Wahrnehmungs- und Bewegungsgewohnheiten sollen an kritischen Stellen unterbrochen werden (zum Beispiel der Griff zur Zigarettenschachtel).

Erschließung von Hilfsquellen (Ressourcen)
Aus Gründen einseitiger Bewertungen ausgegrenzte Lebenserfahrungen, die für die Bewältigung einer bestimmten Problemsituation nützlich wären, können durch Regression zugänglich gemacht werden (um mit der Problemsituation wieder verbunden zu werden).

Rekonstruktion
Traumatische oder ungenügende Lebenserfahrungen können in Trance durch Rekonstruktion und Ergänzung fiktiver aber plausibler Elemente abgeschlossen, umgedeutet oder gelindert werden - so als würde in Trance der Unterschied zwischen Einbildung und Fakten in der Vergangenheit an Bedeutsamkeit verlieren.

Reorientierung in der Zeit
Anstatt ein gefühlsmäßig belastendes Problem in der Gegenwart zu lösen, kann es hilfreich sein, das Individuum in seinem Denken, Vorstellen und Empfinden in die Vergangenheit (Regression) oder Zukunft (Progression) zu versetzen und in diesem Zustand eine andere Sichtweise gewinnen zu lassen.

Schutz des Unbewussten
In Trance gefundene Lösungen können irrational, schmerzlich oder in anderer Weise schwer hinzunehmen sein. Dann ist es günstig, die Problembearbeitung durch Vergessen (Amnesie) oder Ablenkung zu schützen.

Manche dieser Grundsätze haben andere Therapieformen übernommen - etwa die Familientherapie, die strategische Therapie, die Sexualtherapie oder die Kurzzeittherapie.


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