Mittwoch, 29. Oktober 2008

Menschenbild 4

Veränderungsoptimismus

Die Vielfältigkeit der Entwicklungsmöglichkeiten entspricht für Erickson der Individualität des Menschen. Er lenkt die Aufmerksamkeit auf frühere, vergangene Situationen und deren Unterschiede zur heutigen und leitet daraus die grundsätzliche Möglichkeit zur Veränderbarkeit von Lebensläufen ab.

Dabei bevorzugt Erickson die Erfahrung des Einzelnen gegenüber dem Deuten und der Einsicht. Diese Erfahrung bringt er durch praktisches Handeln zum Tragen und in der Trance durch erlebte Vorstellung. Außerdem wird der Veränderungsprozess häufig nicht vorweg genommen, sondern unter Nutzung der individuellen Möglichkeiten nur angestoßen. Erickson wollte Menschen nicht diktieren, wie sie zu leben haben: "Als wenn es jemanden gäbe, der irgend einem anderem wirklich vorschreiben könnte, wie er zu denken und zu fühlen hätte und wie in bestimmten Situationen zu reagieren hätte". Rosen zitiert Erickson wie folgt: "You should enjoy the process of waiting, the process of becoming what you are" (deutsch etwa: Genießen Sie doch den Prozess des Wartens. Genießen Sie es zu werden, was Sie sind). Das Ziel der Veränderung liegt darin, der Person zu mehr Übereinstimmung mit sich selbst zu verhelfen. Rosen zitiert Erickson weiter: "You see, we don't know what our goals are. We learn our goals only in the process of getting there" (deutsch etwa: Sehen Sie, wir kennen ja unsere Ziele nicht. Wir lernen doch unsere Ziele während wir uns ihnen nähern.).

Mir scheint dies dem Tao sehr nahe zu kommen. Unbenommen von dieser eher offenen Haltung, gibt es zahlreiche Beispiele direktiver Instruktionen (ganz genaue Anweisungen) durch Erickson, besonders dann, wenn er der Meinung war, dass der Klient entweder klare Orientierungshilfen bevorzugte oder dadurch am ehesten eigene Motivationquellen mobilisierte (paradoxe Intention). Grundsätzlich besteht die Veränderung darin, den Klienten aus seiner Starrheit zu befreien, so dass er wieder in der Lage ist, eigene Lösungen zu finden.

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Montag, 27. Oktober 2008

Menschenbild 3

Die Einzigartigkeit der Person
Die meisten Therapieformen versuchen allgemeingültige Gesetzlichkeiten über den Menschen und sein Funktionieren aufzustellen, um daraus therapeutisches Handeln abzuleiten. Der Klient wird Kategorien (z. B. Angst, Neurose, Depression) zugeordnet, die allgemeine Aussagen über den von dieser Störung betroffenen Menschen erlauben sollen.

Diese Typologien dienen der Verringerung von Vielfalt und dem wissenschaftlichen Ziel, allgemein gültiges und übertragbares Wissen zu finden und sich untereinander besser und schneller zu verständigen. In der Ericksonschen Form der Hypnotherapie findet dieses Prinzip beim direkten Umgang mit dem Klienten strikte Grenzen. Erickson hat wiederholt betont, dass therapeutische Kommunikation sich weder auf theoretische Verallgemeinerungen noch auf statistische Wahrscheinlichkeiten stützen sollte, sondern auf konkrete (Denk-, Fühl- und Verhaltens-) Muster, die den gegenwärtigen Selbstausdruck des Klienten (z.B. Überzeugungen, offenes Verhalten, Motivationen oder Symptome) auszeichnen. Es wird demgemäß der Akzent nicht auf die Ähnlichkeiten zwischen den Menschen, sondern die Unterschiede und die Besonderheiten eines jeden Einzelnen gelegt.

Hier wird deutlich, dass therapeutisches Handeln im Sinne von Erickson nicht aus wissenschaftlichen Prinzipien allein ableitbar ist, sondern darüber hinaus von der langen Erfahrung des Therapeuten in dem täglichen Umgang mit Menschen geprägt ist. Sie drückt sich in diesem auf die Persönlichkeit des einzelnen Klienten bezogenen therapeutischen Umgang mit ihm aus (siehe Utilisationsprinzip).

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Samstag, 25. Oktober 2008

Menschenbild 2

Das positive Menschenbild
Im Gegensatz zu den meisten anderen Psychotherapiemodellen, richtet Erickson seine Aufmerksamkeit in der Therapie nicht auf den Krankheitswert der Störungen, sondern auf die Fähigkeiten und Möglichkeiten, die in der Störung liegen. Symptome werden, wenn irgend möglich, nicht als Schwächen oder Krankheiten betrachtet, sondern als einzigartige Besonderheiten, die in ihrem Ablauf und in ihrem Muster zu verändern sind. Auf diese Weise sind die verschiedenen Formen der Symptomverschreibungen entstanden.

Widerstand wird in ähnlicher Weise behandelt - als Eigenarten, die die Form der Vorgehensweisen mitbestimmen. Erickson geht davon aus, dass jeder Mensch einen kaum zu erschöpfenden Erfahrungsschatz hat, mit dem er anstehende Probleme bewältigen kann. Eine Störung ist dann häufig nur durch die Starrheit von Denk-, Gefühls- und Verhaltensmustern bedingt. Diese Starrheit gilt es in der Therapie auf zu lösen und wieder in neue Möglichkeiten zu verwandeln. Hierzu werden Hypnosen und Trancen genutzt.


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Donnerstag, 23. Oktober 2008

Menschenbild 1

Milton H. Ericksons Menschenbild (siehe auch frühere Posts)

Jede Therapieform beinhaltet explizit oder implizit ein Menschenbild. Es spiegelt sich in der Umgangsform des Therapeuten mit seinem Klienten wieder und beeinflusst die Wahl seiner therapeutischen Techniken.

Die Annahmen über den Menschen, die der Ericksonschen Hypnose zu Grunde liegen, unterscheiden sich wesentlich von denen der traditionellen Hypnose. Sie entstammen den Erfahrungen, die Erickson im Laufe seines Lebens gesammelt hat - unter anderem durch die Auseinandersetzung mit seinen eigenen zahlreichen Handicaps:

Erickson war von Kind an farbenblind, tontaub und Legastheniker. Im Alter von 17 Jahren
erkrankte er an Kinderlähmung, die er nur knapp überlebte. Um den Anforderungen des Alltags und der Schule gerecht zu werden, zeigte er einen besonderen Ehrgeiz und Einsatz und entwickelte ungewöhnliche Bewältigungsstrategien, sowie eine nicht alltägliche Sicht alltäglicher Erfahrungen.

Allerdings wird von heutigen "Ericksonianern" oft vergessen, dass Milton Erickson durchaus in mehr als 50% seiner therapeutischen Vorgehensweisen sehr traditionell und direktiv vorging - eben überall dort wo er dies für nützlicher hielt. Er hielt sich also selbst sehr streng an sein eigenes Nützlichkeitsprinzip (Utilisation).

Traditionelle und moderne Hypnose
Die traditionelle Auffassung der Hypnose geht von der Suggestibilität (die Fähigkeit des Menschen auf Einflüsterungen zu horchen, auch ohne dies bewusst zu bemerken, zum Beispiel durch Werbung) des Menschen aus:

einer allgemeinen Tendenz, Fremdsuggestionen in gleich lautende Autosuggestionen bzw.
entsprechende Vorstellungen umzusetzen. Das heißt, sofern der Rapport hinreichend ist,
übernimmt der Klient Anweisungen vom Therapeuten - unabhängig von eigenen
Lebenserfahrungen. Im Gegensatz zu dieser dem traditionellen Hypnoseverständnis
innewohnenden Fremdbestimmtheit der Intervention geht Ericksons Therapieauffassung
von einer selbstgesteuerten (autonomen) Veränderung des Klienten aus. Das drückt sich in der Anpassung an die Möglichkeiten des Klienten aus (Nützlichkeitsprinzip). Das heißt, das therapeutische Angebot orientiert sich an den Interessen, der Motivation, den Überzeugungen, dem Verhaltensrepertoir und dem sprachlichen Stil des Klienten. Auch das, was traditionell als Widerstand klassifiziert würde, wird von Erickson als grundsätzlich nützliche Eigenart akzeptiert.
Im Sinne dieser Auffassung wird häufig das Symptom nicht als etwas betrachtet, das zu eliminieren ist, sondern als Ausgangspunkt der Veränderung (bezüglich Dauer, Zeitpunkt, Frequenz, Kontext in dem es auftritt usw.).

Die Ericksonsche Hypnotherapie lässt sich durch folgende anthropologische Grundannahmen charakterisieren:
1. Positives Menschenbild;
2. Einzigartigkeit des Klienten und seines Problems;
3. Veränderungsoptimismus;
4. Das Unbewusste als (Hilfs-) Quelle (Ressource);
5. Natürlichkeit der Tranceerfahrung.

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Menschenbild

Das Menschenbild der Hypnotherapie

Diese Posts wie auch schon die vorhergehenden sind wesentlich bestimmt - zum großen Teil sogar wörtlich zitiert - aus einer Veröffentlichung meines verehrten Lehrers, Professor Dr. Dirk Revenstorf, Diplompsychologe, Universität Tübingen, siehe http://www.meg-hypnose.de

Dienstag, 21. Oktober 2008

Hypnotherapie 19

Neodissoziationstheorie 2

Das getrennte Nebeneinander unterschiedlicher, eigenständiger bewusster Zustände wird durch den "heimlichen Beobachter" (hidden observer) bei Schmerz Experimenten nachzuweisen versucht. Durch ein verabredetes Zeichen (Hand auf die Schulter legen) wird während der Hypnose ein Schmerzbericht von einer suggerierten Instanz abgerufen, die die Empfindung in gewohnter Stärke wahrnimmt. Dadurch war es möglich, neben dem verdeckten Bericht einer hypnotischen Analgesie die volle subjektive Schmerzstärke, etwa beim Eiswassertest, zu ermitteln.

Ungeachtet dessen, ob solche Experimente verallgemeinerbar sind, scheint die Annahme einer hierarchischen Struktur von (in sich relativ selbständiger Kontrollmechanismen) innerhalb des Bewusstseins, aber auch des Körpers, durchaus sinnvoll. Immerhin ist bekannt, dass sowohl das autonome Nervensystem als auch das endokrine System und das Immunsystem eine relative Autonomie aufweisen, obwohl sie koordiniert agieren und aufeinander einwirken. Auch im bewussten Bereich ist das Phänomen bekannt, dass nebeneinander unterschiedliche Einstellungen und Werthaltungen existieren können, sozusagen Biedermann und Brandstifter, Lebensretter und Lebensvernichter; dass diese jedoch möglichst getrennt gehalten werden. Einige solcher Steuerungsmechanismen sind auf bewusster Ebene etwa die emotionale und die rationale Orientierung, das Gedächtnis für Vorgehen, Erlebnisse und Sätze, das kreative Denken, die Werthaltungen und die Logik.

Es scheint eine Exekutivkontrolle zu geben, die ganz oben in der Hierarchie angesiedelt ist und unter Hypnose ihren Einfluss zurück nimmt. Unter dieser Bedingung sind dann offensichtlich Vorgehensweisen wieder ansprechbar, die zum Beispiel nach organischem Hirnschaden bewusst nicht zugänglich waren (Bewegungsprogramme). Auch sind Details aus früher erlebten Episoden wieder zugänglich, sind kreative Lösungen möglich, sind autonome Reaktionen beeinflussbar (Pulsrate, Blutdruck) und solche des endokrinen Systems und des Immunsystems (Veränderung der Beweglichkeit der weißen Blutkörperchen). Dass die Schmerzbewältigung ein solch autonomer Regulationsmechanismus ist, steht außer Frage. Es lässt sich nachweisen, dass die hypnotische Schmerzlosigkeit weder mit Angstreduktion noch durch Entspannungsreaktionen, weder durch Placeboeffekte noch durch die Empfänglichkeit für schmerzstillende Arzneien, noch durch bewusste Bewältigungsmechanismen erklärbar ist.

Das Konzept der hierarchischen Regulationssysteme beinhaltet, dass die Kontrolle der Ausführung unterlaufen werden kann. In diesem Zustand sind einzelne Steuerungsmechanismen direkter ansprechbar.

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Sonntag, 19. Oktober 2008

Hypnotherapie 18


Neodissoziationstheorie 1


Mit Modellvorstellungen, wie die über den subliminalen (unterschwelligen) und supraliminalen (überschwelligen) Informationsfluss kann Wahrnehmung und Reaktivierung von Gedächtnisinhalten unter Umgehung des Bewusstseins beschrieben werden. Es bleibt jedoch erklärungsbedürftig, wie es durch Hypnose gelingt, manche eingrenzenden Denk- und Verhaltensmuster zu überwinden, während dies in der rationalen Argumentation nicht oder nicht so leicht möglich ist.

Dieser Umstand macht es ja auch sinnvoll, Wert auf Amnesie für die bearbeiteten Inhalte zu legen.

Erklärung oder Einsicht sind dann nur bedingt ein notwendiger Bestandteil wirksamer Psychotherapie. Mit der Neodissoziationstheorie wird dafür eine Erklärung gegeben. Sie knüpft dabei an Dissoziationen als Abspaltung Krankheit erzeugender Inhalte an. Andere Forscher halten eine solche Abspaltung für ein ganz normales Phänomen, das keiner besonderen Theorie bedarf.
Eine solche Form der Dissoziation ist die Amnesie (Vergessen), die vielleicht etwas mit Verdrängung zu tun hat. Suggeriert man beispielsweise unter Hypnose, die Hälfte aller gelernten Worte einer Liste zu vergessen, so fallen hauptsächlich die emotional belasteten unter die Amnesie.


Die Tatsache, dass ein solches Dissoziationsphänomen, ähnlich wie die Abspaltung körperlicher Empfindungen (etwa Schmerz) unter Hypnose besser als im Wachbewusstsein gelingt - ebenso wie die Integration vieler Persönlichkeiten im Bewusstsein einer Person - wird mit einem bestimmten Kontrollmechanismus erklärt. Unter Hypnose wird nach der Auffassung verschiedener Forscher diese oberste Kontrollinstanz zurückgedrängt und die einzelnen Subsysteme können größere Eigenständigkeit entfalten.

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Freitag, 17. Oktober 2008

Hypnotherapie 17

Sozialpsychologische Faktoren

Der gesellschaftliche Zusammenhang der Hypnose wird betont. Zum Beispiel das Rollenverhalten, in dem sieben Stufen unterschieden werden:


Stufe 0: man ist unbeteiligt;


Stufe 1: Beiläufige Rolleneinnahme (alltägliche, mühelose Routine, wie bei der Begrüßung eines Kollegen);


Stufe 2: Mechanische Ausführung eines Verhaltens (alltägliches Auftreten als Vorgesetzter);


Stufe 3: Leichte Trance, engagierte Durchführung (wie bei einem guten Schauspieler);


Stufe 4: Mittlere Trance, in der Form des hypnotischen Schlafes, in der die meisten Trancephänomene hervor gerufen werden können (Analgesie, Katalepsie, Amnesie, Halluzinationen);


Stufe 5:
Tiefe Trance, Somnambul, hysterisches Verhalten mit Erscheinungen des Ausagierens und ein umwandeln in körperliche Reaktionen ( zum Beispiel Lähmungen);

Stufe 6: Ekstatisches Verhalten, wo willkürliche Einflussnahme scheinbar ausgeschaltet ist, wie es sich in mystischen Zuständen und manchen religiösen Besessenheiten zeigt (zum Beispiel Exorzismus);


Stufe 7: Zusammenbruch der normalen Regulationen, zum Beispiel im Vodootod.


Eine Rolle ist der gesellschaftlich bestimmte Anteil unseres Verhaltens. Jeder Mensch nimmt in seinem Leben nebeneinander viele Rollen ein, etwa als Vorgesetzte, Ehefrau, Mutter, Geliebte und Freundin, die jeweils anderes, zum Teil durchaus widersprüchliches Verhalten beinhalten. Dass der Mensch hier extrem wandlungsfähig ist, muss nicht betont werden. Insbesondere wenn man an politische Umstände denkt, die das Verhalten sehr nachhaltig und tiefgründig verändern können (Krieg, Frieden, Diktatur, Demokratie und ähnliches).


Hypnotisches Verhalten kann auf den Stufen 3 bis 5 der vorgezeichneten Skala angesiedelt werden, je nach Trancetiefe. Eine hohe Motivation, ein derartiges eingebunden Sein in den Vorgang fördert die Fokussierung (die Einengung der Wahrnehmung), die ja eine Standardtechnik zur Tranceinduktion ist.


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Mittwoch, 15. Oktober 2008

Hypnotherapie 16

Gesellschaftliche Bestimmung der hypnotischen Trance

Der Trancezustand wird durch den Zusammenhang bestimmter Faktoren begünstigt. Vermittelnde Faktoren werden angenommen, nämlich positive Erwartungen an die Situation und Eingebundenheit in die suggerierten Vorstellungen fördern die hypnotische Induktion. Die positiven Erwartungen hängen von der Aufgabenmotivation der Person ab, die sich hypnotisieren lassen will. Die Eingebundenheit in die suggerierten Vorstellungen hängt von ihrer Absorptionsfähigkeit ab. Beide Faktoren sind durch die Güte der Zusammenarbeit zwischen Therapeut und Klient mitbestimmt (Rapport) und werden durch eine Reihe von Merkmalen im Zusammenhang mit der Induktion realisiert:

Das erste Merkmal ist die Definition der Situation als Hypnose; das zweite eine monotone Srache des Hypnotiseurs; das dritte eine nicht alltägliche Betonung; als viertes sind die Beseitigung von Befürchtungen von großer Wichtigkeit; fünftens ist die Kooperation von Hypnotiseur und Hypnotisand wichtig; sechtens auch die Entspannungsinstruktion; das siebte Merkmal ist eine Kopplung von Trancesuggestionen an spontan auftretende Veränderungen; achtens das Schließen der Augenlider; neuntens eine zielgerichtete Imagination und zehntens die Verhinderung von Misserfolg durch umdeuten von als störend empfundenen Erlebtem.

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Montag, 13. Oktober 2008

Hypnotherapie 15

Trance als Sonderzustand

Trance als Sonderzustand kann mit Schlaf, Narkose, Koma oder anderen veränderten Bewusstseinszuständen verglichen werden (altered states of consciousness, ASC). Die veränderte psychische Funktionsweise drückt sich motorisch in der Wahrnehmung, in Körperreaktionen oder in der subjektiven Erfahrung aus. Diese Kriterien erfüllt Trance, indem sie subjektiv als unterschiedlich vom Wachbewusstsein erlebt wird und zu Prozessen führt, die sich deutlich vom Alltagsverhalten abheben (verringerte Wahrnehmung von Schmerzen, Analgesie, Körperstarre, Katalepsie, früher Erlebtes erinnern Regression) und wiederholt herstellbar sind, zumindest bei derselben Person.

Ein Experiment von Bower belegt die These vom Sonderzustand. Intellektuelle Leistungen sinken unter Stress; so die Leistung in einem Wortschatztest bei gleichzeitigem Schmerz (durch Eiswasser). Bei Personen, die zur tiefen Trance befähigt sind (Hochsuggestible), wird die Leistungseinbuße durch hypnotische Analgesie reduziert. Bei niedrig Suggestiblen nicht. Durch eine gedankliche Schmerzbewältigung dagegen (Stressimmunisierung) tritt die umgekehrte Wirkung ein.

Interessant ist auch der mehrfach berichtete Befund, dass unter hypnotischer Analgesie die Herzfrequenz steigt, und zwar bei denen, die eine tiefe Trance eingehen (hoch suggestibel sind). Das heißt, schwach suggestible Personen, die den Schmerz offenbar bewusst bewältigen, benutzen einen anderen Mechanismus als hoch suggestible Personen, die den Schmerz hypnotisch bewältigen. Auch Ornes Vergleich von Personen, die den Trancezustand simulieren sollten (so, dass der Versuchsleiter ihre Simulation nicht erkennt) mit solchen, die tatsächlich in Trance waren (hoch Suggestiblen), zeigt bei den Halluzinationen ein unterschiedliches Verhalten. Die Simulanten gehen auf einen weg halluzinierten Stuhl zu und rennen gegen ihn, während die hypnotisierten Probanden einen Bogen um den Stuhl machen und dies später fadenscheinig begründen.

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Samstag, 11. Oktober 2008

Hypnotherapie 14

Unterschwellige Wahrnehmung 3

Indirekte Suggestionen im Sinne von Metaphern, eingestreuten Suggestionen und unterschwelligen Wahrnehmungen werden direkt im Langzeitspeicher abgelegt. Sie passieren dabei nicht den Filter des Bewusstseins und des Kurzzeitgedächtnisses, in dem sie durch bestimmte gedankliche Kontrollmechanismen zensiert werden könnten.

Dem würde Milton Ericksons Ansicht vom Vorherrschen der Beiläufigkeit bedeutungsvoller Suggestionen Rechnung tragen. Umgekehrt würden negative Halluzinationen dadurch entstehen, dass unbewusst auf den bildlichen oder hörenden Speicher in der gleichen Weise eingewirkt wird, wie bei der unbewussten Steuerung der Aufmerksamkeit.

Für die Hypnose ist ferner von Bedeutung, dass neben den vielen Wegen, auf denen das Verhalten durch das Bewusstsein, das Kurzzeitgedächtnis und das Langzeitgedächtnis beeinflusst wird, das Unbewusste direkt auf das Verhalten einwirken kann - sowohl im Sinne von automatisierten Handlungen (Gehen, Radfahren und ähnlichem) als auch Freudscher Fehlhandlungen, oder im Sinne von posthypnotischen Aufträgen.

Während für das Bewusstsein eine einkanalige Informationsverarbeitung angenommen wird, sind sich viele Theoretiker des Erkennens darüber einig, dass für die unbewusste Verarbeitung eine gleichzeitige, mehrkanalige Verarbeitung möglich ist. Das bedeutet, dass unbewusst tatsächlich auch das aufgenommen wird, was der bewussten Aufmerksamkeit entgeht.

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Donnerstag, 9. Oktober 2008

Hypnotherapie 13


Unterschwellige Wahrnehmung 2

In für beide Ohren unterschiedlichen Höraufgaben stellte man fest, dass bewusst nicht wahrgenommene Auslöseworte (für zuvor ein geübte Schreckreaktionen) Reaktionen im Gehirn bewirkten. Dabei musste die Versuchsperson in das eine Ohr eingespielte Texte nachsprechen ("shadowing"), während dem anderen Ohr die vorher ein gübten Reizworte eingegeben wurden.

Ein Forscher projizierte das Wort "Rindfleisch" 4-6 Millisekunden, also nicht bewusst wahrnehmbar, innerhalb eines neutralen Films. Die Probanden stuften sich nach der Darbietung als hungriger ein, als Personen einer Kontrollgruppe. Sie wählten bei einem anschließenden Buffet allerdings nicht bevorzugt Rindfleisch, sondern nahmen genauso gerne Hühnchen.

Andere Forscher fanden, dass akustisch unterschwellig dargebotene Suggestionen ("sorgfältiger arbeiten!") eine direkte Auswirkung auf das Leistungsverhalten der Probanden hatten.

Interessant sind in diesem Zusammenhang auch die Untersuchungen zur unterschwelligen Wahrnehmung während einer Vollnarkose im Operationssaal. Den Patienten wurde während der Operation über Kopfhörer unter anderem mitgeteilt, dass sie sich bei dem Gespräch danach am Ohr zupfen würden, was sie, verglichen mit der Kontrollgruppe, deutlich häufiger taten. Keiner der Patienten erinnerte sich an die Suggestion. Sie erkannten auch Musiktitel wieder, die während der Operation gespielt worden waren.

Daraus entstand ein Modell der Informationsverarbeitung, in dem zwischen Informations-Aufnahme und Bewusstmachung unterschieden wird. Entscheidend daran ist, dass aufgenommene Informationen gespeichert werden können, ohne bewusst zu werden. Außerdem wird unbewusst ausgewählt, welche Inhalte ins Bewusstsein gelangen. Ferner wirken auf das unbewusste Langzeitgedächtnis sowohl körperliche Kontrollmechanismen (wie die Untersuchungen zu konditionierten Schreckreaktionen zeigen) als auch gedankliche Kontrollmechanismen, die man auch als Schemata begreifen kann.

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Dienstag, 7. Oktober 2008

Hypnotherapie 12

Unterschwellige Wahrnehmung 1

Neben der Forschung an getrennten Hirnhälften gibt es umfangreiche Untersuchungen zur unterschwelligen Wahrnehmung die zeigen, dass Information aufgenommen, abgespeichert und später wieder abgerufen werden kann, auch wenn diese Prozesse unbewusst bleiben. Dies hat eine große Bedeutung für die indirekten Methoden hypnotischer Anweisungen. Zunächst geht es um die Tatsache, dass sehr viel mehr Information aufgenommen als bewusst wird.

Das zeigen schon Alltagsbeobachtungen, wie das bekannte Cocktail-Party-Phänomen: Wenn man sich im Gedränge einer Party auf ein bestimmtes Gespräch konzentriert, so vernachlässigt man alle anderen Stimmen im Raum. Fällt jedoch unerwartet der eigene Name in einem entfernten Gespräch, so wechselt die Aufmerksamkeit sofort und man hört dort bewusst zu. Das heißt, es gibt einen Wechsel der Bewusstseinsinhalte, der unbewusst gesteuert wird. Dazu muss vorher ein Suchprozess vorbewusst ablaufen, der nur dann Information ins Licht der Aufmerksamkeit rückt, wenn sie der Person wichtig erscheint. Es sind auch immer wieder Träume berichtet worden, die Tagesinformationen enthalten, die der Träumer übersehen hat. So gibt etwa im Traum eine Balkonbrüstung nach, und tatsächlich wird beim Überprüfen festgestellt, dass das Geländer am eigenen Balkon locker ist.

Dieses Phänomen wird therapeutisch genutzt, indem man dem Patienten unterschwellige Mitteilungen anbietet, die seine Symptomatik betreffen und die - im Gegensatz zu bewusst wahrgenommenen Mitteilungen - später in seinen Träumen wieder auftauchen. Dies trifft jedoch nur auf Inhalte zu, die auf die Symptomatik gemünzt, also für den Klienten bedeutsam sind.

In vielen systematischen Experimenten sind sowohl unterschwellige Wahrnehmung, unterschwellige Auslösung gedanklicher Reaktionen und unterschwellige Beeinflussung willkürlicher Reaktionen überprüft worden.

Es konnte gezeigt werden, dass unbewusst gehörte Suggestionen später in Zeichnungen wieder auftauchten.

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Sonntag, 5. Oktober 2008

Hypnotherapie 11

Verlagerung der gedanklichen Aktivität

Seit den Untersuchungen an Patienten mit durchtrennter Verbindung zwischen den beiden Hemisphären ist die Zahl der begrifflichen Aufgliederungen, die man den beiden Hirnhälften in ihrer unterschiedlichen Arbeitsweise zuschreibt, ständig gewachsen. Die folgende Zusammenstellung zeigt solche Unterschiede, deren Zuordnung nicht vollständig belegt ist.

Dass in Trance die Hemisphärenaktivität verschoben ist, wurde verschiedentlich nachgewiesen. Es besteht nun die Hypothese, dass dabei der vorherrschende Denkstil verlassen wird und die räumliche, bildhafte, musikalische, ganzheitliche, intuitive Verarbeitung mehr zur Geltung kommt. Das ist eine Grundlage dafür, dass es in diesem Zustand gelingt, gewohnte Denkmuster zu überschreiten. Allerdings sind Trancephänomene nicht allein auf Unterschiede zwischen den Hemisphären zurückzuführen. Der Sachverhalt ist komplexer. Beispielsweise wurde bei einer Hirnoperation gefunden, dass der hypnotisierte Patient so lange in Trance blieb, bis durch versenkte Elektroden eine elektrische Reizung am Hippocampus (eine bestimmte Hirnregion) stattfand. In diesem Moment wachte er abrupt auf. Dem Hippocampus wird eine Schleusenfunktion zum Langzeitgedächtnis zugeschrieben. Dass unter Hypnose das Langzeitgedächtnis in besonderer Weise zugänglich wird, ist für die hypnotische Altersregression bedeutsam.

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Mittwoch, 1. Oktober 2008

Hypnotherapie 10


Hypothesen zur Entstehung hypnotischer Trance

Es gibt mehrere Aspekte einer theoretischen Begründung der Hypnotherapie, die teils durch körperliche Prozesse bedingt, teils psychologischer Natur sind. Dazu gehören Annahmen über unterschiedliche Formen der Informationsverarbeitung (gedankliche Vorgänge, subliminale, das heißt unterschwellige, Wahrnehmung) und mitmenschliche Bedingungen des Tranceverhaltens (Kontext und Rolle) bestimmt sind. Diese Aspekte sind von einzelnen Autoren unterschiedlich hervorgehoben worden.

Erscheinungsmäßig zeichnet sich der Trancezustand durch bestimmte beobachtbare und nur vom Hypnotisierten erlebte Eigenschaften aus.

Eine vertiefte, wunderbare Entspannung der gesamten Muskulatur, eine wohlige innere Ruhe, ein gesteigertes inneres Erleben mit angenehmen Bildern, Klängen und Gefühlen das sich bis zum hellsichtigen oder tiefen Träumen steigern kann, eine erheblich gesteigerte Fähigkeit Einflüsterungen (den Suggestionen) zu folgen. Diese Suggestibelität kann von gewissenlosen Personen missbraucht werden. Deshalb ist es äußerst wichtig, sich nur von Menschen hypnotisieren zu lassen, deren Aufrichtigkeit, Anständigkeit oder therapeutische Qualifikation über jeden Zweifel erhaben ist.

Ich verweise auf frühere Posts, die sich ausführlich mit in Trance auftretenden Phänomenen beschäftigt haben.


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