Dienstag, 21. Oktober 2008

Hypnotherapie 19

Neodissoziationstheorie 2

Das getrennte Nebeneinander unterschiedlicher, eigenständiger bewusster Zustände wird durch den "heimlichen Beobachter" (hidden observer) bei Schmerz Experimenten nachzuweisen versucht. Durch ein verabredetes Zeichen (Hand auf die Schulter legen) wird während der Hypnose ein Schmerzbericht von einer suggerierten Instanz abgerufen, die die Empfindung in gewohnter Stärke wahrnimmt. Dadurch war es möglich, neben dem verdeckten Bericht einer hypnotischen Analgesie die volle subjektive Schmerzstärke, etwa beim Eiswassertest, zu ermitteln.

Ungeachtet dessen, ob solche Experimente verallgemeinerbar sind, scheint die Annahme einer hierarchischen Struktur von (in sich relativ selbständiger Kontrollmechanismen) innerhalb des Bewusstseins, aber auch des Körpers, durchaus sinnvoll. Immerhin ist bekannt, dass sowohl das autonome Nervensystem als auch das endokrine System und das Immunsystem eine relative Autonomie aufweisen, obwohl sie koordiniert agieren und aufeinander einwirken. Auch im bewussten Bereich ist das Phänomen bekannt, dass nebeneinander unterschiedliche Einstellungen und Werthaltungen existieren können, sozusagen Biedermann und Brandstifter, Lebensretter und Lebensvernichter; dass diese jedoch möglichst getrennt gehalten werden. Einige solcher Steuerungsmechanismen sind auf bewusster Ebene etwa die emotionale und die rationale Orientierung, das Gedächtnis für Vorgehen, Erlebnisse und Sätze, das kreative Denken, die Werthaltungen und die Logik.

Es scheint eine Exekutivkontrolle zu geben, die ganz oben in der Hierarchie angesiedelt ist und unter Hypnose ihren Einfluss zurück nimmt. Unter dieser Bedingung sind dann offensichtlich Vorgehensweisen wieder ansprechbar, die zum Beispiel nach organischem Hirnschaden bewusst nicht zugänglich waren (Bewegungsprogramme). Auch sind Details aus früher erlebten Episoden wieder zugänglich, sind kreative Lösungen möglich, sind autonome Reaktionen beeinflussbar (Pulsrate, Blutdruck) und solche des endokrinen Systems und des Immunsystems (Veränderung der Beweglichkeit der weißen Blutkörperchen). Dass die Schmerzbewältigung ein solch autonomer Regulationsmechanismus ist, steht außer Frage. Es lässt sich nachweisen, dass die hypnotische Schmerzlosigkeit weder mit Angstreduktion noch durch Entspannungsreaktionen, weder durch Placeboeffekte noch durch die Empfänglichkeit für schmerzstillende Arzneien, noch durch bewusste Bewältigungsmechanismen erklärbar ist.

Das Konzept der hierarchischen Regulationssysteme beinhaltet, dass die Kontrolle der Ausführung unterlaufen werden kann. In diesem Zustand sind einzelne Steuerungsmechanismen direkter ansprechbar.

Übermorgen hier mehr über das Menschenbild der Hypnose. Morgen liest Du mehr über Stil und Selbstvertrauen im Blog http://hypnosenetz.blogspot.com.

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